Der Verein „Voila! Opera!“ widmet sein nächstes Konzert Georges Bizet und seiner Kantate „Clovis et Clotilde“, eine Münchner Erstaufführung.
Der 19-jährige Bizet hat mit dieser Kantate den Rom-Preis gewonnen und erhielt das damit verbundene 2-jährige Stipendium in der Villa Medici (Rom). Dieses Werk war lange Zeit verschollen und wurde 1986 wiederentdeckt.
Wärend seines Aufenthalts in Rom entstand auch sein einziges geistliches Werk, das „Te Deum“. Die Partitur für Sopran- und Tenorsolo, gemischten Chor und Orchester ist deutlich von der Italianità gekennzeichnet.
Die Orchester-Suite „Roma“ bildet einen weiteren Teil des Konzertes und spiegelt die Eindrücke wider, die Bizet in Italien auf seinen Reisen sammelte. Rom, Venedig, Florenz und Neapel werden in einer Komposition von vier Sätzen erlebbar. Vollendet hat er dieses Werk aber erst später in Paris. Dort wurde es auch uraufgeführt.
Dieses Jahr feiern wir den 200. Geburtstag von Joachim Raff. Lange Zeit fast vergessen wird er nun wieder entdeckt. Bei uns finden Sie eine Auswahl seiner Werke.
Jugendjahre
Joseph Joachim Raff wuchs in Lachen am oberen Zürichsee auf. Sein Vater, der Schulmeister (ab 1817 angestellt) und Musiklehrer Franz Josef Raff, war 1810 vor einer württembergischen Zwangsrekrutierung in die Schweiz geflüchtet, wo er in Lachen im Kanton Schwyz die Tochter des Ochsenwirts, Katharina Schmid, heiratete. 1838 zog er nach Schmerikon, dann nach Schwyz. Die bescheidenen Einkünfte als Schulmeister erlaubten es ihm nicht, seinem Sohn Joachim eine umfassende Schulbildung angedeihen zu lassen. Früh übte sich der Knabe indessen im Geigen-, Klavier- und Orgelspiel.
Als der päpstliche Nuntius in einer amtlichen Angelegenheit eines Dolmetschers bedurfte, trat Joachim mit 18 Jahren als dessen Begleiter ins Erwerbsleben ein. Er bewährte sich ausgezeichnet und wurde noch im selben Jahr Lehrer in Rapperswil. Seine Gedanken galten jedoch der Musik, und schon vier Jahre später befreite er sich vom Schuldienst. Infolge eines Jugendstreichs wurde er als „unerwünschter Ausländer“ aus dem Kanton Schwyz ausgewiesen und zog nach Zürich. Als er erfuhr, dass Franz Liszt ein Konzert in Basel geben würde, ergab sich im Sommer 1845 die Möglichkeit, sein großes Vorbild selbst zu erleben und zu sehen. Da er kein Reisegeld hatte, marschierte er bei strömendem Regen zu Fuß. Leider waren alle Plätze ausverkauft, aber Liszt erfuhr von seinem Verehrer, ließ ihn zusätzlich in den Konzertsaal und gab ihm einen besonderen Platz auf der Bühne. Durch Liszts Vermittlung erhielt Raff ab Herbst 1845 eine Anstellung in einer Kölner Musikalienhandlung. Damit endete seine Schweizer Zeit.
Anfänge als Komponist
Raff war hauptsächlich Autodidakt, doch schon seine ersten Kompositionen ließen eine große Begabung erkennen. Im Bestreben, sich möglichst rasch finanziell unabhängig zu machen und bekannt zu werden, verfiel er in ein wahres Kompositionsfieber und produzierte wie am Fließband, was für seine künstlerische Entwicklung wenig förderlich war. In einem Brief erklärte er, er wolle seine Komponistenkarriere mit Gewalt erzwingen.
Auf Mendelssohns und Liszts Empfehlung erschienen bei Breitkopf erste Kompositionen im Druck. Einen festen Vertrag, der für eine Zukunft als eigenständiger Komponist nötig gewesen wäre, wollte aber niemand mit ihm schließen, was zum Teil auch auf Raffs angeblich oft undiplomatisches Benehmen zurückzuführen sein dürfte. In seiner Verzweiflung über den nicht kommen wollenden Durchbruch und darüber, dass Liszt ihn seiner Meinung nach nicht ausreichend unterstützte, wandte sich Raff in Richtung der Heimat seines Vaters und zog nach Stuttgart, musste aber auch dort ein kärgliches Leben als gelegentlicher Musiklehrer fristen.
In Stuttgart lernte er den Pianisten Hans von Bülow kennen, der sein Förderer und langjähriger Freund werden sollte. Nach einer Anstellung in einem Verlag in Hamburg und einem umfangreichen Entschuldigungsschreiben an Liszt kehrte er 1849 zu diesem nach Weimar zurück, diesmal als persönlicher Sekretär und Assistent. Raff hatte vor allem die Instrumentierung von Liszts Orchesterwerken durchzuführen, was ihm zwar keine Lorbeeren, aber reichlich Erfahrung eintrug. Seine Oper König Alfred wurde vom Publikum gut aufgenommen. In Weimar lernte er Doris Genast kennen, die Tochter des Direktors des Weimarer Hoftheaters, die er 1859 heiraten sollte.
Auch mit dem virtuosen Geiger Joseph Joachim machte er hier Bekanntschaft, freundete sich mit ihm an und ermunterte ihn zum Komponieren. Seine Tochter Helene Raff schrieb später: „Wenn sie sich in die Fremdenbücher einzeichneten, hatten sie ihren Spaß daran, wie nett die zwei Namen untereinanderstanden.“ Hans von Bülow meinte dazu: „Außer mit Raff und dessen Vornamen gehe ich hier mit Niemanden um.“. Zusammen schrieben die drei Freunde virtuose Kammer- und Klaviermusik.
Wiesbadener Jahre und zunehmender Erfolg
Weil der ganz große Erfolg allerdings auf sich warten ließ, siedelte Raff 1853 zu Doris nach Wiesbaden über. Mit seiner ersten Sinfonie An das Vaterland über das Lied Was ist des Deutschen Vaterland?, die mit ihrem Patriotismus den Nerv der Zeit traf, gewann er 1861 bei dem Musikwettbewerb der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien mit prominenter Jury den ersten Preis; die Uraufführung fand am 22. Februar 1863 im Wiener Musikverein statt.
Die Sinfonie Im Walde verbreitete seinen Ruhm rasch, ebenso wie die auch heute noch gelegentlich gespielte fünfte Sinfonie Leonore. In Wiesbaden, wo Raff auch einige Zeit mit seinem Kollegen Richard Wagner verbrachte, wirkte er bis 1877. Neben seiner anfänglichen Tätigkeit als Lehrer für Klavier sowie Dozent für Harmonik gilt diese Zeit als seine produktivste Phase kompositorischen Schaffens. Der zunehmende Erfolg seiner Werke erlaubte es ihm, ab Anfang der 1870er Jahre als freischaffender Komponist zu arbeiten.
Frankfurter Jahre und Tod
Im Jahre 1878 folgte er der Berufung zum ersten Direktor des Hoch’schen Konservatoriums in Frankfurt am Main, das dank seines Wirkens recht schnell einen internationalen Ruf erlangte. Damit hatte sich sein sehnlichster Wunsch nach einer gesicherten Existenz erfüllt. Während fünf Jahren bewies er seine großen Fähigkeiten als Pädagoge und Organisator und war als Komponist und Konservatoriumsdirektor hoch angesehen. Weggefährten dieser Zeit waren unter anderem Clara Schumann und Julius Stockhausen. Raff berief sowohl Vertreter der Neudeutschen Schule als auch der Konservativen als Lehrkräfte an das Hoch’sche Konservatorium, da ihm eine ausgewogene Berücksichtigung beider Lager wichtig war. Zu seinen Schülern aus der Frankfurter Zeit zählten unter anderem Gottfried Angerer, Edward MacDowell, Johan Messchaert, Heinrich Spangenberg und Lazzaro Uzielli.
Joachim Raff verstarb 1882 an einem Herzinfarkt in seiner Frankfurter Wohnung. Unter großer Anteilnahme der Bevölkerung fand am 27. Juni die Beisetzung auf dem Frankfurter Hauptfriedhof statt (Grablage: Gewann D 298). Der Magistrat der Stadt erklärte das Grab zum Ehrengrab. Beileidsbezeugungen aus der ganzen Welt trafen ein. Dann wurde es allmählich still um ihn. Seine noch um die Wende zum 20. Jahrhundert in den Konzertsälen heimischen Werke fielen bald in Vergessenheit. Zum Anlass seines 150. Geburtstages wurde 1972 in seinem Geburtsort Lachen ein Denkmal enthüllt.
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Hans Jørgen Jensen
Professor für Cello an der Bienen School of Music der Northwestern University Professor Jensen erhielt zahlreiche Auszeichnungen und Preise.Er hielt Meisterkurse in den USA sowie in Kanada, Australien, Brasilien, Europa, Israel, Japan und Korea. Viele seiner Schüler sind Preisträger zahlreicher nationaler und internationaler Wettbewerbe sowie Mitglieder bedeutender US-amerikanischer Orchester und führender Musikschulen. Hans Jensen studierte an der Königlich Dänischen Musikakademie in Dänemark bei dem Cellisten Asger Lund Christiansen und an der Juilliard School bei Leonard Rose und Channing Robbins.
Professor Jensen ist außerdem Fakultätsmitglied des Robert McDuffie Center for Strings der Mercer University, des Young Artists Program des National Arts Centre in Kanada und der Meadowmount School of Music in New York.
Minna Rose Chung
Professor für Cello, Universität Manitoba Desautels Fakultät für Musik Dr. Chung hat internationale Karriere gemacht in vielerlei Besetzungen (Solo, Kammermusik und Orchester), hielt Meisterkurse auf vier Kontinenten und ist häufige Gastkünstlerin bei Musikfestivals weltweit. Sie wurde von der Winnipeg Free Press als „a bright light, her intelligent musicality and rich resonance a wonderful addition to any ensemble“ beschrieben. Dr. Chung erhielt zahlreiche Auszeichnungen, darunter den Rh Award der University of Manitoba für herausragende Beiträge zu Wissenschaft und Forschung.
Dr. Chung erwarb ihren Abschluss in Cello am Oberlin Conservatory of Music (B.Mus.) Bei Norman Fischer und Peter Rejto, an der Northwestern University Bienen School of Music (M.Mus.) Bei Hans Jørgen Jensen und am SUNY Stony Brook University College der Künste und Wissenschaften (DMA) mit Colin Carr.
Schon zu seinen Lebzeiten wurde Beethoven so verehrt, dass Zeitgenossen seine Musik – zumeist die bekannten Instrumentalwerke – für Chor arrangierten. So erklangen selbst bei seiner Beerdigung solche Chorsätze. Auch nachfolgende Komponisten-Generationen haben sich mit dem dem Beethoven’schen Œuvre intensiv auseinandergesetzt. Das Chorbuch Beethoven enthält 41 weltliche und geistliche Chorsätze von ganz unterschiedlichem Ausdruck und vielseitiger Stilistik.
Das Kyrie nach dem Adagio der Mondscheinsonate ist eine historische Bearbeitung von Gottlob Benedict Bierey, einem Zeitgenossen Beethovens. Die Adaption ist bereits überaus erfolgreich und erfreut sich großer Beliebtheit, weil sie sehr leicht realisierbar ist.
Zum Jubiläum hat Carus außerdem einige Komponisten mit Chorarrangements seiner Werke beauftragt.
Auch für Kinder- und Jugendchöre gibt es Neues bei Carus zu entdecken: Immanuel de Gilde und John Høybye nähern sich mit einem Kindermusical dem Leben und Schaffen von Beethoven. Und Peter Schindler hat mit Maik Brandenburg Instrumentalwerke Beethovens textiert und für Kinder- und Jugendchor bearbeitet.
Eine unterhaltsame und leicht verständliche Einführung zur Missa solemnis enthält der erste Band der Reihe Wort//Werk//Wirkung, den Carus in Kooperation mit der Deutschen Bibelgesellschaft herausgibt. Er beleuchtet das Werk in allen Facetten aus unterschiedlichen Perspektiven – sowohl aus musikwissenschaftlicher als auch aus theologischer – und enthält die ausgezeichnete Einspielung des Werks mit dem Kammerchor Stuttgart, der Hofkapelle Stuttgart unter Leitung von Frieder Bernius.
Die innovativen Übehilfen des Carus-Verlags, die als CD (Carus Choir Coach) oder App (carus music) verfügbar sind, helfen beim schnellen Erlernen von neuem Repertoire und Festigen des eigenen Chorparts: Sie bieten erstklassige Aufnahmen, bei denen die eigene Stimme verstärkt erklingt, was das Einstudieren über das Gehör erleichtert. Zudem können die Stücke in verlangsamtem Tempo geübt werden, um komplizierte Stellen effektiv zu erarbeiten.
Mit den Klavierauszügen XL gibt es wichtige Werke der Chormusik auch im lesefreundlichen Großdruck. Der Carus-Verlag stellt wissenschaftlich zuverlässiges und praktisch überzeugendes Notenmaterial, Bücher, Übehilfen und neue Anregungen
Der G. Henle Verlag ist DER Beethoven-Verlag. Seit 1961 kooperiert er eng mit dem Beethoven-Haus Bonn – dem wichtigsten Beethoven-Forschungsinstitut überhaupt.
Aus dieser Zusammenarbeit geht nicht nur die Beethoven-Gesamtausgabe hervor, sondern auch die praktischen Beethoven-Urtextausgaben höchster editorischer und herstellerischer Qualität.
Aus diesem Grund schätzen Musiker auf der ganzen Welt Henle-Ausgaben: „Mein Beethoven ist henleblau!“
Beethoven Noten können Sie hier bestellen: zum Shop
ABGESAGT: Der Termin am 1.4.2020 um 16:30 findet leider aufgrund der aktuellen Lage nicht statt – die ganze Tournee wurde verschoben. Sobald es einen neuen Termin gibt, informieren wir Sie!
Über Mark Cawley
MARK CAWLEY ist ein Hit-Songwriter, der andere Songwriter rund um den Globus direkt oder auch online über iDoCoach.com betreut.
Seine Songs waren schon auf über 16 Millionen verkauften Tonträgern – unter anderem für Tina Turner, Joe Cocker, Diana Ross, Wynonna Judd, Chaka Khan und den Spice Girls – vertreten. Mark ist in der Jury für den UK Songwriting Contest, den Nashville Rising Song, das Belmont University´s Commercial Music program und den West Coast Songwriters events. Er ist ebenfalls Autor für das Songwriting Magazine und die USA Songwriting Competition, wie auch Förderer der Australian Songwriters Association und Mentor für die Songwriting Academy UK.
Geboren und aufgewachsen in Syracuse, New York, hat Mark schon in Boston, Los Angeles, Indianapolis und London gelebt. Mark lebt nun in Nashville, Tennessee.
Über sein neues Buch „Song Journey“
Ein guter Song bietet dir die Möglichkeit, Menschen zu berühren, zu lehren
und sie tief in ihren Seelen zu erreichen. Aber wenn du eine Schreibblockade
hast, kann sie dir das Gefühl geben, dass die Kraft dich verlassen hat.
An wen würdest du dich wenden, um dein Songwriting zurück auf Kurs zu
bringen?
Wie wäre es mit einem Songwriter, der schon mit legendären Künstlern
gearbeitet und schon tausende Songschreiber persönlich, online, am Telefon oder
bei Workshops auf der ganzen Welt gecoached hat?
Mark Cawley hatte Hits im Bereich Pop, Country, Jazz, R&B und
Dance-Genres. Mit seinem ersten Buch, Song Journey, gibt er dir einen direkten
Einblick ins Songwriting-Geschäft. Du wirst verstehen, wie du deinen Song in
die Welt bringen, wie du ihn am Laufen halten und was du tun kannst, wenn er
fertig ist. Es ist alles übersichtlich verpackt, von den Reimen über Akkorde
oder Verleger bis hin zu den Verwertungsgesellschaften.
Das Buch ist geschrieben wie ein Hit: voller spannender Aufhänger bringt es
alles auf den Punkt und ist dabei auch unterhaltsam. Mark gibt dir die
Werkzeuge und Helferlein in die Hand, um ein erfolgreicher Songwriter werden zu
können.
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Das Buch „Song Journey“ (14,99 EUR) ist bei uns im Laden erhältlich, Sie können es auch via E-Mail bestellen: muenchen@bauer-hieber.com
1993 startete die damals erste textkritische Ausgabe der Beethoven-Symphonien mit zwei ausgewiesenen Experten als Herausgeber: Peter Hauschild, der zuvor Kurt Masurs Gesamtaufnahme mit dem Gewandhausorchester musikwissenschaftlich betreut hatte, sowie Clive Brown, Verfasser des Standardwerks „Classical & Romantic Performance Practice“ und als Violinist einer der weltweit besten Kenner historischer Spielpraktiken.
Die systematische editorische Erschließung der komplexen, teils widersprüchlichen Quellen war noch lange nicht abgeschlossen, als 2003 die Kooperation mit dem Henle Verlag begann, dem Verlag der Beethoven-Gesamtausgabe. Dies war die einmalige Chance, nicht nur die bislang existierenden Beethoven-Orchestermateriale(darunter alle sieben Solokonzerte, einige Konzertouvertüren und die Missa solemnis) des Henle Verlags zu übernehmen, sondern auch an künftigen Projekten der hochspezialisierten Beethoven-Forschung teilzuhaben.
Das brachte im Falle der Symphonien, der Chorfantasie und des Violinkonzerts jedoch eine Doppelung mit sich, die so ungewöhnlich wie erklärungsbedürftig ist. Was bei weniger bedeutenden Werken anderer Komponisten als verzichtbarer Luxusgelten könnte, erwies sich hier als großartige Bereicherung. Nicht umsonst gilt Beethovenbei Interpreten wie Editoren als die ultimative Herausforderung. Wie sich „der schwierige Spagat zwischen den Erfordernissen praktischer Brauchbarkeit und philologischer Akribie“ (Peter Gülke) bewältigen lässt, das zeigt die Doppel-Edition auf beeindruckende Weise.
Die beiden Ansätze bieten ausverschiedenen Perspektiven unterschiedliche Lösungen, vor allem was die Darstellung der Quellensachverhalte betrifft. Beide verbindet aber die absolute Durchdringung der Materie, die Ernsthaftigkeit und Konsequenz, mit der Beethovens Intentionen der musikalischen Praxis erschlossen wurden. Benutzer stehen nun zwar vor der Qual der Wahl, werden dafür aber unabhängig davon, für welche der Möglichkeiten sie sich entscheiden, reich belohnt: mit textkritischen Ausgaben in höchster Qualität und dem praxisorientierten Know-how von Breitkopf, was die Orchesterstimmen betrifft.
Sein 250-jährigens Jubiläum in diesem Jahr nehmen wir zum Anlass, Ihnen diesen großen Komponisten aus 12 verschiedenen Perspektiven vorzustellen. 12 Monate, 12 Facetten! Im Januar steht der BÄRENREITER-VERLAG im Fokus:
Auf der Suche nach dem wahren Beethoven – Beethoven und Jonathan del Mar
„Nur die Kunst und die Wissenschaft erhöhen den Menschen bis zur Gottheit …Wahre Kunst bleibt unvergänglich„
So formulierte Ludwig van Beethoven, der im Dezember 1770 in Bonn am Rhein geboren wurde, sein künstlerisches Credo. Im Jahr 2020 gedenken die Musiker und Musikfreunde auf der ganzen Welt zu seinem 250. Geburtstag des Komponisten, der wie kaum ein anderer revolutionär dachte, arbeitete und wirkte. Waren die Komponisten und Musiker vor ihm Diener von Königen, Fürsten, Grafen und Bischöfen, so hat sich Beethoven seine künstlerische Autonomie erkämpft, auch wenn er über viele Jahre von Rentenzahlungen Adliger abhängig war. Als eines der ersten Originalgenies sieht man ihn heute, und auch seine Zeitgenossen erkannten in ihm einen neuen Typus von Künstler.
Sein Werk umfasst alle Gattungen. Viele seiner Kompositionen sind Welterbe der Menschheit geworden, nicht nur die Neunte Sinfonie mit dem Schlusschor auf Schillers „Ode an die Freude“. Begeisterte Sängerinnen und Sänger auf der ganzen Welt singen mit Inbrunst die Worte „Alle Menschen werden Brüder“ – im Wissen, dass die Erfüllung der Utopie noch so weit entfernt ist, wie sie zu Beethovens Zeit war.
Nicht wenige Werke sind tief in das Bewusstsein aller Länder eingedrungen, in denen klassische Musik gepflegt wird. Die „Eroica“, die Fünfte Sinfonie, die Oper „Fidelio“ mit dem Chor der Gefangenen, auch das Violinkonzert, die „Mondscheinsonate“ und die „Pathétique“ und die anderen Klaviersonaten, die monumentale „Missa solemnis“, die späten Streichquartette sind „Weltmusik“ geworden, unverzichtbar in den Konzertsälen von Tokio bis Toronto, von Johannesburg bis London, von Moskau bis Buenos Aires.
Bärenreiter feiert den 250. Geburtstag Beethovens mit der ganzen Welt. Schon seit Jahren werden große Anstrengungen unternommen, um rechtzeitig zum Jubiläumsjahr viele der großen Werke des Meisters in erstklassigen Ausgaben bereitstellen zu können. Seit Jonathan Del Mar 1997 mit der Edition der neun Sinfonien begann, ist Bärenreiter Stück für Stück zum Beethoven-Verlag geworden. Die Kernbereiche aus Beethovens Œuvre liegen bis 2020 in Urtext-Ausgaben auf dem neuesten Stand vor.